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Konservative Revolution: Die konservative Revolution ist auch als deutsche neokonservative Bewegung oder als neuer Nationalismus bekannt. Sie war eine deutsche nationalkonservative Bewegung, die in der Weimarer Republik und in Österreich in den Jahren 1918-1933 (zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Machtergreifung der Nationalsozialisten) eine wichtige Rolle spielte.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Politische Theorien über Konservative Revolution - Lexikon der Argumente

Gaus I 397
Konservative Revolution/Politische Philosophie/Bellamy/Jennings/Lassman: Ein bemerkenswertes Merkmal des deutschen politischen Denkens in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ist die Art und Weise, in der es das Verhältnis von Demokratie und Liberalismus in Frage stellt. Der extremste Ausdruck dieser Sichtweise findet sich in den Schriften des Rechtsgelehrten Carl Schmitt.
>C. Schmitt
.
Schmitts Ablehnung von Liberalismus und Demokratie, zusammen mit der Vorstellung, dass das Verhältnis zwischen ihnen nicht mehr als historisch bedingt sei, gehört zu einem allgemeinen Muster antidemokratischen Denkens, das in seiner Opposition zur Weimarer Republik lautstark war (Schmitt, 1996(1); 1985(2); 1963(3)).
>Liberalismus, >Demokratie, >Parlamentarismus.
Die Denker der "Konservativen Revolution", zu denen Schmitt als prominenter Vertreter gezählt werden kann, waren wie einer in ihrem Kulturpessimismus, nationalistischen Ressentiments nach der Niederlage im Krieg von 1914-18, Opposition gegen Demokratie, Liberalismus, Konstitutionalismus und dem, was sie für den seelenlosen Charakter der Moderne hielten. Der Gegensatz zwischen "den Ideen von 1914" und den fremden "Ideen von 1789" ist ein gemeinsames Thema.
>Konstitutionalismus.
Schmitt: Carl Schmitt drückte in akuter Form den Widerstand gegen die liberale Verfassung der Weimarer Republik aus. Seine offene und öffentliche Unterstützung für das NS-Regime nach seiner Machtübernahme 1933 war das Ergebnis eines Versuchs, die als Krise empfundene Tradition der Staatslehre zu lösen. Dieses Problem koexistierte mit einer Stimmung kultureller Verzweiflung, die unter den Befürwortern der Konservativen Revolution verbreitet war.
Rechtsstaatlichkeit: Die Bedeutung der Krise, die Schmitt in der Rechtstheorie identifizierte, bestand darin, dass sie die Grundlagen der liberalen Rechtsstaatsidee zu zerstören drohte. Bereits 1912 hatte Schmitt argumentiert, dass die Anwendung des Rechts auf bestimmte Fälle unter den gegenwärtigen Bedingungen immer von Zweideutigkeit durchdrungen ist. Daraus folgt für Schmitt, dass die seit der Aufklärung vertretene liberale Auffassung, politische Macht könne durch Rechtsstaatlichkeit eingeschränkt werden, eine Fiktion war. Die Antwort, zu der Schmitt gelangte, lautete, dass diese Krise der rechtlichen Unbestimmtheit nur überwunden werden könne, wenn die universalistischen Prämissen, auf denen die Idee der Rechtsstaatlichkeit beruht, zurückgewiesen würden.
Nation: Schmitts Antwort bestand darin, den Liberalismus und die Ideale der Aufklärung durch das Bild einer homogenen Nation (Volk) zu ersetzen, die durch ein gemeinsames Ziel vereint ist. Diese Darstellung der juristischen Krise steht im Einklang mit Schmitts (1985)(2) Verständnis des Verfalls der parlamentarischen Demokratie und der Spannung, die zwischen ihr und dem Liberalismus besteht.
>Nation, >Volk.
Politik/Staat/Schmitt: (...) In seinem 1927 erstmals veröffentlichten "Der Begriff des Politischen" geht Schmitt von einer Ablehnung der unbefriedigenden Zirkularität der konventionellen Darstellung des begrifflichen Verhältnisses von Staat und Politik aus (Schmitt, 1985(2); 1996(1)). Für Schmitt benötigen wir, bevor wir über Politik sprechen können, ein Verständnis des definierenden Merkmals des "Politischen". Dieses ist in der Antithese zwischen Freund und Feind zu finden. Jede echte Politik setzt ein Verständnis des "Politischen" in diesem Sinne voraus. Das "Politische" bezieht sich auf den extremsten und intensivsten Antagonismus in menschlichen Beziehungen. Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt als "der Feind" gilt, beruht auf einer Entscheidung, die von einem politischen Staat getroffen wurde.
Gaus I 398
Für Schmitt und andere gleichgesinnte Denker der Konservativen Revolution muss diese Vision des "Politischen" dem Liberalismus in all seinen Formen zutiefst feindlich gesinnt sein.
Der Liberalismus wird als ein klares Beispiel für die "neutralisierenden" und "entpolitisierenden" Tendenzen der Moderne angesehen. Darüber hinaus argumentiert Schmitt (1996)(1), dass der politische Staat als "Freund" die politische Einheit eines Volkes zum Ausdruck bringen muss.
Konservative Revolution: Politische Denker und Philosophen wie Schmitt, Ernst Jünger, Oswald Spengler, Hans Freyer und Martin Heidegger verbanden ihre Opposition gegen die Politik der Weimarer Republik mit einer allgemeinen Abneigung gegen die Kultur des "Zeitalters der Technik". Insbesondere Schmitt und Heidegger waren Befürworter der nationalsozialistischen Diktatur, obwohl die genaue Art und Weise dieser Unterstützung Gegenstand einer scheinbar endlosen Debatte war.
>M. Heidegger, >O. Spengler.

1. Schmitt, C. (1996) The Concept of the Political. Chicago: University of Chicago Press.
2. Schmitt, C. (1985) The Crisis of Parliamentary Democracy (1923). Cambridge, MA: MIT Press.
3. Schmitt, C. (1963) Der Begriff des Politischen: Text von 1932 mit einem Vorwort und drei Corollarien. Berlin: Duncker und Humblot.

Bellamy, Richard, Jennings, Jeremy and Lassman, Peter 2004. „Political Thought in Continental Europe during the Twentieth Century“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Politische Theorien

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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